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DROMOVISIONEN 4   > Das Glück dabei gewesen zu sein <
Dromovisionen einer 12 Tage dauernden und 4400 Meilen weiten Reise
von der West- zur Ostküste der USA


Dromovisionen sind der bildhafte Niederschlag von etwas, das sich verflüchtigt,
das durch die Geschwindigkeit verflüchtigt wurde, zum Verschwinden gebracht wurde.

Sie sind das Substrat der Gewalt der Geschwindigkeit, sozusagen der Filtersatz,
der vom Sog der Leere, der Geschwindigkeit und der exzessiven Distanzen,
nicht fortgerissen wurde. 

Fahren, schreibt Baudrillard, ist eine spektakuläre Form von Amnesie.
Der Triumph des Vergessens über das Gedächtnis.
.
Und gerade in dieser Leere scheint die Faszination zu liegen.

Der einäugige Kontrollblick der im Fahrzeug fest installierten Panorama-Kamera
überlässt jedoch keinen Augenblick dem Vergessen.
Alle möglichen Bilder werden unterschiedslos gespeichert,
da der Verschluß während der Fahrt für das ungehinderte Eindringen der Bilder
stets geöffnet ist.

Das eingelegte Filmmaterial besitzt ein lückenloses Gedächtnis
mit beliebig variabler Aufnahmekapazität, in dem alle Bilder aufgehoben sind.

Eine Dromovision ist die Wahrheit von 55 Meilen in ca. 1 Stunde
auf einem 6x17cm Stück 120-er Kodak Panatomic-X Schwarzweiss-Negativfilm.

Die registrierende, passive Kamera, ist als "erblindender" Passagier damit näher
an unserer Wahrnehmung,
als die Fotografie dies je mit gestalterischen Mitteln hätte sein können. .






Grundsätzlich wird mit dem Akt des Fotografierens Gegenwart in Vergangenheit gewandelt,
in"Ist-Gewesen."

Die im Fahrzeug nach vorn gerichtete Kamera scheint noch ein Stück weiter zu greifen
und bereits die nahe Zukunft des Reisenden vorweg zu nehmen.
Diese ist bereits Vergangenheit, bevor sie den Augenblicksmoment der Gegenwart passiert.

Eine Erinnerung an die Zukunft und das fast perfekte, weil rückstandslose Abbild des Vergessens
der Vergangenheit.

Das Glück dabei gewesen zu sein" ist das Glück in der Geschwindigkeit aufzugehen,
die Zeit zu vergessen.
Ein erinnerungsloser Rausch, geboren aus der Sehnsucht nach der unbeweglichen Umkehrbarkeit
der Formen hinter der Zuspitzung der Beweglichkeit. 



Phileas Fogg reiste in 80 Tagen um die Welt. 
Die Summe aller möglichen Ansichten der 4400 Meilen langen Reise von der West- zur Ostküste
ist hier lückenlos auf 80 Fotos festgehalten,
jeweils 55 Meilen bzw. ca 1 Stunde Fahrtzeit repräsentierend.
Die Aufnahmen entstanden mit einer 6x17cm-Panoramakamera
mit einem 75mm-Superangulon (Bildwinkel 100 Grad)
auf Kodak 120er-Panatomic-X Schwarzweiss-Negativfilm.







1. Tafel:
80 Gelatine Silver Prints 17x 6 cm
Direktkopien der Negative- auf Hartfaserplatte
200 x 90 cm

weitere Tafeln:
Aus jedem der während der 12 Tage durchquerten 12 Bundesstaaten
wurde eine Aufnahme ausgewählt, separat vergrößert und betitelt

12 Gelatine Silver Prints, 90 x 45 cm,
Text und Standard-Grau-Referenzrand wurden einbelichtet 


Die Bildtitel bezeichnen den `nick-name`des Bundesstaates
(wie auf den KFZ-Kennzeichen eingeprägt),
Distanz und Fahrtzeit mit genauer Angabe der Meilen,
Tag der Reise, Start und Ziel, Name des Bundesstaates und Datum





Text + Fotos Copyright © Erhard Scherpf, 2012