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Körperbilder 12     > Dermagramme < 


> Den Begriff ´Dermagramm´ leite ich ab aus dem in der
Medizin so genannten Dermographismus (derma=Haut,
graphein=Schrift), was soviel bedeutet wie ´Hautschrift´ oder
´Hautzeichnung´.
Dermographismus beschreibt kurzzeitige Gefäßveränderungen
durch mechanische Reizung, die zu Veränderungen von
Helligkeit, Farbe und Oberflächenstruktur der Haut führen.
Dermagramme sind sozusagen das bildgewordene Produkt
des Dermagraphismus.

Das Thema ´Haut´verfolge ich als Fotograf und Künstler seit
vielen Jahren in all seinen Facetten mit den so genannten
´Körperbildern´. Narben, Beulen, Falten, Veränderungen
durch äußere Gewalt von aussen, oder innen durch Krankheit
oder Alter, sowie die bewußten Eingriffe durch
bodymodification, Tattoo, Piercing und Implantate etc., sind
Themen dieser Arbeiten.

´Dermagramme´ entstehen wie Fotogramme als 1:1 Kopie
eines Gegenstandes im direkten Kontakt mit dem abbildenden
Medium (in diesem Fall ´Haut´).
Während Fotogramme eine zweidimensionale Abbildung des
Schattens eines Objektes sind, das direkt auf dem
lichtempfindlichen fotografischen Material platziert war,
sind Dermagramme ein mehr oder minder dreidimensionaler
Negativabdruck auf der Haut.
In der analogen Fotografie wird das latente Bild durch den
Entwicklungsprozess sichtbar gemacht, verschwindet aber im
Laufe der Zeit, sofern keine Fixierungsprozess stattgefunden
hat.





Dermagramme sind ebenso latente und instabile Bilder, die
sich verflüchtigen, da hier die Haut als Bildträger genutzt
wird. Sie verfolgen nicht das Ziel der Dauerhaftigkeit wie bei
direktem Zugriff auf die Haut durch cutting, scarfing, punching,
oder branding.

Bei diesem Projekt treffen also zwei abbildende Medien
aufeinander, wobei dauerhaft nur die Fotografie Zeugnis über
die Evidenz, über das „So ist es gewesen“ ablegen kann.

Dermagramme schlagen den Bogen von frühesten archaischen
Körpererfahrungen - über Narbenmuster als Körperschmuck
indigener Völker - zu neuzeitlichen Formen individueller und
industrieller Möglichkeiten (Schönheitsindustrie) des
bodymodification.


Copyright © Erhard Scherpf




DANKE an mein `fotomodel` für die Geduld und die Bereitschaft, sich diesem
doch streckenweise schmerzhaften Prozeß zu unterziehen.

Das Projekt wurde gefördert durch ein Stipendium
der Hessischen Kulturstiftung, 2021.